Die Union-Castle Line, kurz UC, war eine britische Reederei mit Hauptsitz in London. Das Unternehmen betrieb bis 1982 einen erfolgreichen Liniendienst für Reisende, Fracht und Post zwischen Großbritannien und Südafrika.

Geschichte

1900 bis 1918

Die Union-Castle Mail Steamship Company Ltd. (UC) entstand 1900 durch Fusion der Reedereien Union Steamship Company Ltd. (gegründet 1857) und Castle Mail Packet Company Ltd. (gegründet 1862). Die beiden Reedereien waren jahrelang harte Konkurrenten auf der Südafrika-Route, bevor sie sich zusammenschlossen. Die neue Gesellschaft übernahm die Tradition der Castle Line, alle Schiffe nach einem Schloss zu benennen. Ein roter Schornstein mit schwarzer Kappe sowie ein im sanften Lila gestrichener Rumpf wurden zum äußeren Markenzeichen der Schiffe.

Auf der Linie nach Südafrika wurden zunächst die Häfen von London/Southampton-Madeira und Kapstadt angelaufen, im Laufe der Zeit wurden auch die südafrikanischen Hafenstädte Durban, Port Elizabeth und East London im Liniendienst angelaufen. Ebenso bestand eine Frachtverbindung zwischen Kapstadt und New York. 1910 eröffnete Union-Castle einen Rund-um-Afrika-Liniendienst, der von London nach Kapstadt und über dem Sueskanal zurück nach Großbritannien führte, ein anderer Dienst führte nur bis Ostafrika.

Die Schiffe der Reederei waren meist Passagierschiffe, allerdings mit einer großen Frachtkapazität. Durch den Konkurrenzkampf zwischen der Union Line und der Castle Line hatten die Schiffe schon in den 1890er Jahren eine beträchtliche Tonnagesteigerung erfahren. Kurz vor der Jahrhundertwende hatte die Union Line die ersten 10.000-Tonner in Dienst gestellt. Aufgrund der Postverträge bestand ein natürliches Bedürfnis nach schnellen Schiffen, wobei jedoch die wirtschaftlichen Gesichtspunkte nicht außer Acht bleiben durften. Die Südafrika-Linie stand der Transatlantik-Route damals in ihrer Bedeutung nur unwesentlich nach.

1912 wurde die Union-Castle Line durch Owen Philipps, Lord Kylsant, aufgekauft und dem Royal-Mail-Imperium angeschlossen.

Während des Ersten Weltkrieges waren eine Vielzahl von UC-Schiffen als Hilfskreuzer, Truppentransporter oder Lazarettschiffe eingesetzt. Sehr viele gingen verloren, der Untergang der Llandovery Castle, 1918 im Ärmelkanal vor Fastnet, war jedoch der tragischste. Das Schiff war als Lazarettschiff eingesetzt und gekennzeichnet, als es torpediert wurde und mit 234 Menschen unterging.

1918 bis 1945

Nach dem Krieg wurde sofort damit begonnen, die entstandenen Verluste durch Neubauten auszugleichen und 1919 wurde Bullard Kings Natal Direct Line aufgekauft. 1921 nahmen die mit über 19.000 BRT vermessenen Schwesterschiffe Windsor Castle und Arundel Castle den Betrieb auf. Die beiden Schiffe waren die einzigen außerhalb der Transatlantik-Route eingesetzten 4-Schornsteiner. 1926 ging mit der 20.122 BRT vermessenen Carnarvon Castle das erste Schiff der Reederei mit Dieselantrieb in Dienst.

1931 ging die Muttergesellschaft der UC, die Royal Mail Line, in Konkurs. Da die Union-Castle-Dienste wichtig waren und ein Fortbestehen der Linie auch im Interesse der britischen Regierung war, wurde die Reederei nicht aufgelöst. Die Aktien wurden in eine Art Treuhänderschaft übertragen und durch eine Investoren-Gruppe Stück für Stück zurückgekauft, womit die Reederei wieder ein zu 100 % eigenständiges Unternehmen wurde.

In den 1930er Jahren musste ein weiteres Neubauprogramm umgesetzt werden, da die Regierung die Eckdaten für die Postbeförderung von 16 Tagen auf eine 14-tägige Überfahrt gekürzt hatte, wofür eine Geschwindigkeit von 20 Knoten erforderlich war. Ergebnis dieses Programms waren die Schiffe Athlone Castle, Stirling Castle und Capetown Castle mit je 25.564 BRT, die zwischen 1934 und 1936 den Betrieb aufnahmen.

Während des Zweiten Weltkrieges waren wieder fast alle UC-Schiffe als Truppentransporter im Einsatz für Großbritannien. Sie fuhren unter anderen in speziellen Truppentransport-Geleitzügen wie den WS-Geleitzügen. Im Verlauf des Krieges gingen viele verloren. Das Szenario des Ersten Weltkrieges wiederholte sich und bei Kriegsende wurden zum Ausgleich der Verluste wieder Neubauten in Auftrag gegeben.

1945 bis 1982

Auch auf der Südafrika-Route machte sich das Flugzeug ab den 1950er Jahren zunehmend als Konkurrent bemerkbar. Die Bedingungen für die Postbeförderung wurden weiter verschärft, erst wurde die Dauer für die Überfahrt auf 13, später auf 11 Tage gesenkt. Dies machte weitere Neubauten erforderlich und viele ältere Schiffe verschwanden.

1949 wurde die King Line durch Union-Castle aufgekauft und 1956 fusionierte UC mit der Clan Line zur British & Commonwealth Shipping Co. Ltd. (B&C). Während der 1950er Jahre stellte die Reederei die größten Schiffe in Dienst, die je für sie fahren sollten – 1958 Pendennis Castle (28.582 BRT), 1960 Windsor Castle (37.640 BRT) und 1961 Transvaal Castle (32.697 BRT) – alle waren Turbinendampfer, um den schnelleren Liniendienst bewältigen zu können. Mit der südafrikanischen Reederei South African Marine Corporation (Safmarine) entwickelte sich eine besondere Partnerschaft, beide Unternehmen agierten zeitweise wie ein einziges.

Flugzeug und Container griffen zunehmend die Existenzgrundlagen einer Postreederei an und 1977 wurden die Passagierdienste ganz eingestellt, die Frachtdienste wurden aber noch weiter betrieben. 1982 wurden die letzten Schiffe von B&C verkauft und das Unternehmen widmete sich anderen Geschäftsfeldern, die Reedereien Union-Castle Line und Clan Line hörten damit auf, als aktive Firmen zu bestehen.

Wissenswertes

Der spätere Polarforscher Ernest Shackleton war zwischen 1898 und 1901 Angestellter der Union-Castle Line und diente als Offizier auf den Schiffen Tantallon Castle, Tintagel Castle, Gaika und Carisbrooke Castle.

Passagierschiffe

Weblinks

  • Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Union-Castle Line in den Historischen Pressearchiven der ZBW

Union Castle Line

Union Castle Line

Union Castle Line

Union Castle Line

The Union Castle Line Auction 53